Das war der 2. Intensivpflegetag 2013
„Am 10. Juni 2013 organisierte der Verein für Intensivpflege den 2. Intensivpflegetag in Mecklenburg-Vorpommern. Rund 100 Akteure aus Pflege, Medizin, öffentlicher Sozialverwaltung und Politik diskutierten über Entwicklungsperspektiven des Überleitmanagements in der außerklinischen Intensivpflege.“
Auszüge aus der Eröffnungsrede:
„[…]Alle die im vergangenen Jahr bereits dabei waren wissen: der 1. Intensivpflegetag war ein voller Erfolg! Für uns als Verein stand deshalb schnell die Entscheidung fest, eine Folgeveranstaltung in diesem Jahr auszurichten. Klar war auch, dass nach einem ersten Kennenlernen im Jahr 2012 eine inhaltliche Vertiefung der Veranstaltung stattfinden musste.
Dreh- und Angelpunkt in der ambulanten Intensivpflege ist die Frage, wie und wo ein Mensch mit intensivpflegerischem Behandlungsaufwand nach seinem Klinikaufenthalt versorgt wird. Wir haben uns daher in diesem Jahr für eine breitangelegte Diskussion über das Überleitmanagement entschieden. Wichtig war uns bei der Planung der heutigen Veranstaltung, dass alle an der Überleitung beteiligten Akteure (also Klinik, Hilfsmittelprovider, Pflegedienst und Kostenträger) ihre jeweilige Sicht der Dinge darstellen sollen. Insofern freut es mich, dass es uns gelungen ist, alle Prozessteilnehmer heute zusammenzubringen. Das war nicht einfach, denn in der Praxis zeigt sich leider, dass die Akteure zumeist übereinander und weniger miteinander reden. Ein partnerschaftlicher Umgang, der allein auf das Wohl des schwerstkranken Menschen abzielt, hat aber bei der Entlassung im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
Gerade der Patient und seine Familie müssen bei dem Weg von der Klinik nach Hause auf eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Klinik, Pflegedienst, Hilfsmittelprovider und Krankenkasse vertrauen. Es geht nicht darum wie schnell oder gar wie kostengünstig die Anschlussversorgung erfolgt. Entscheidend ist allein, wie qualitätsgerecht die außerklinische Versorgung des schwerkranken Menschen stattfindet! Schließlich geht es darum, die Lebensqualität zu verbessern und eine Gesundung zu befördern. Diese Leitgedanken wollen und müssen wir heute gemeinsam miteinander diskutieren.
Aber wie ist es um die ambulante und außerklinische Intensivpflege in Mecklenburg-Vorpommern nun genau bestellt? Primär- und Ersatzkassen sowie Landes- und Kommunalverwaltung fehlt es derzeit an einer validen Datenbasis. Es gibt lediglich allgemeine Zahlen über die Anzahl der Patienten in der Häuslichkeit sowie in Wohngemeinschaften. So hatte die AOK Nordost im September 2012 rund 130, die vdek-Kassen 51 und die IKK Nord 9 Versicherte mit intensivpflegerischen Behandlungsaufwand. Aussagen zum Betreuungsverhältnis, der Hilfsmittelversorgung, der regionalen Verteilung, der Versorgungsdauer und ganz allgemein zur Versorgungsqualität im Land fehlen jedoch. Unser Verein hat dieses Wissensdefizit frühzeitig erkannt und deshalb Kontakt zur Hochschule Neubrandenburg in Person von Herrn Prof. Goetze aufgenommen. Herr Prof. Goetze und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Frau Silvia Sievertsen werden uns gleich zu Beginn über ihren Forschungsansatz sowie erste Arbeitsergebnisse informieren.
Die Entlassung eines Patienten beginnt in der Klinik. Ich freue mich, dass Frau Bock und Frau Johnigk vom Sozialdienst der Fachklinik Waldeck ihre Bereitschaft erklärt haben, uns über ihre Arbeit zu berichten. Jeder, der einen Sozialdienst besucht hat, weiß wie eng der Terminplan der Mitarbeiter ist, um wartende Familienangehörige zu beraten, wie voll die Regale mit Werbematerialen von Pflegediensten sind und wie oft Mitarbeiter von Krankenkassen anrufen, um die Versorgung ihrer Versicherten zu steuern. Hier beim Sozialdienst beginnt nun ambulante Intensivpflege. Und hier entscheidet sich, wie gut ein Patient weiterversorgt wird. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Sozialdienste. Und ich danke Frau Bock und Frau Johnigk dafür, dass sie die Zeit für uns gefunden haben.
Nach der klinischen Betreuung übernimmt in der Regel ein ambulanter Pflegedienst die weitere Versorgung. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es knapp 40 Anbieter ambulanter Intensivpflege, die sich zumeist in privater Trägerschaft befinden. Den richtigen Pflegedienst zu finden, ist die wohl größte Herausforderung für Patienten und deren Angehörige. Gleichwohl Wahlfreiheit besteht, zeigt die Praxis eher einen fremdgesteuerten Hilfesuchenden. Aus der freien Wahl wird schnell eine Wahl-(Pflicht). Zu dieser Thematik wird es sicherlich den meisten Diskussionsbedarf geben. Zunächst informiert uns Frau Sabine Elsaesser über die strukturellen, personellen und fachlichen Voraussetzungen eines Intensivpflegedienstes. Sie verantwortet die Pflegedienstleitung des Stralsunder Intensivpflegedienstes „Lebenstraum“.
Ohne technischen Fortschritt wäre Intensivpflege außerhalb einer Klinik heute nicht denkbar. Bei der Fachtagung zur klinischen Intensivpflege der Uniklinik Rostock im vergangenen Jahr wurde die Heimbeatmung wohl deshalb auch als Weiterentwicklung der stationären Intensivstation eines Krankenhauses bezeichnet. Wie bedeutsam eine passgenaue Hilfsmittelversorgung im Prozess des Überleitmanagements ist, darüber berichtet heute Vormittag Frau Kati Poppe von Fresenius Kabi Deutschland.
Den wichtigsten Part beim Überleitmanagement übernimmt zweifelslos die Krankenkasse. Die AOK Nordost zählt zu den wenigen Krankenkassen, die sich aktiv mit diesem Thema beschäftigen. Ich gebe hier nur kurz das Stichwort: Besonderer Fallmanager. Ich freue mich daher besonders, dass sich mit Herrn Frank Ahrend der Geschäftsführer der Landesdirektion der AOK Nordost bereit erklärt hat, das Überleitmanagement aus Sicht des Kostenträgers darzustellen. Ich weiß, dass Herr Ahrend stets ein besonderes Interesse für die Belange von Menschen mit intensivpflegerischem Behandlungsaufwand hat. Gemeinsam haben wir im vergangenen Jahr eine WG mit beatmeten Patienten besucht und uns vor der Notwendigkeit einer hohen Versorgungsqualität überzeugt.“
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„Mein besonderer Dank gilt aber auch den Abgeordneten des Landtages, die jetzt im Anschluss einige Grußworte an uns richten werden. Denn im Nachgang zum 1. Intensivpflegetag fand eine rege landespolitische Diskussion statt, die in der Beauftragung eines Berichtes über die Situation der ambulanten Intensivpflege mündete. Unser Verein hatte verschiedene Male die Gelegenheit, gemeinsam mit dem Sozialministerium eben jenen Bericht zu diskutieren. Dafür danke ich persönlich den Mitarbeitern des Sozialministeriums.
Die Verbesserung der Versorgungsqualität steht und fällt mit einer Optimierung des Überleitmanagements. Ich lade Sie daher alle ein, gemeinsam mit allen Akteuren bestehende Probleme zu benennen und nach einer konstruktiven Lösung zu suchen!“
Dr. Johannes Weise
Vereinsvorsitzender